„Man kann den Tod nicht wegdenken“


Die meisten alten Menschen haben Angst vor dem Tod und möchten auch nur ungern in ein Pflegewohnhaus ziehen. Margarete Urbancic hingehen sieht es als Geschenk, dass sie das noch erleben darf. Ein tiefer Glaube und die feste Überzeugung, dass die 80 Jahre auf Erden nur der Anfang sind, machen sie zur glücklichsten Bewohnerin im Altersheim. 

Margarete Urbancic wurde vor 85 Jahren geboren. Ihre blauen Augen strahlen in kurzen Momenten noch immer genau so, wie jene der 30-jährigen Frau, die sie einmal war. Die junge Frau, die früher in einem Milchgeschäft gearbeitet hat. Die Haare sind jetzt weiß und kurz, sie hört sehr schlecht, zum Gehen stützt sie sich auf einen Rollator und der künstliche Darmausgang, über den redet sie nicht sehr gerne.Worüber sie aber sehr gerne redet, ist ihre Familie. Und „ihre Kirche“. Nur darum ginge es im Leben schließlich. An der Türe hängt ein Foto von Margarete Urbancic und ihrer Enkelin. Daneben steht „Zimmer Nr. 12”.
Vor einiger Zeit musste Frau Urbancic ihre Wohnung verlassen und in ein Pflegeheim ziehen. Was für die meisten alten Menschen der schlimmste und schwierigste Schritt in ihrem Leben ist, was viele in einen Schockzustand versetzt, war für sie ganz einfach. Ja sogar ein Geschenk. „Ich hab eine wunderschöne Wohnung gehabt, natürlich, ich musste plötzlich alles liegen und stehen lassen und gehen. Aber es war nicht schwierig.“ Frau Urbancic hätte sich nicht mehr selbst pflegen können. Ihr Enkelsohn ist immer wieder mitten in der Nacht gekommen, weil es ihr so schlecht gegangen ist. Doch das wollte sie auf Dauer nicht verlangen. In einer solchen Nacht musste sie ins Spital gebracht werden, nicht wissend, dass dies die letzte Nacht in ihrem eigenen Bett sein sollte. Später ist sie im Pflegewohnhaus Leopoldstadt eingezogen. Sie erinnert sich an diese Zeit noch sehr gut.

Kategorien:Reportage

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