Der Umgang mit Neuen Medien will gelernt sein. Am besten als eigenes Schulfach, fordert Medienpädagoge Christian Swertz. Welche Probleme dabei in der Praxis bestehen – ein Lokalaugenschein.
Kennt ihr Buzzfeed? Ein vielsagendes Grinsen geht durch die Klasse. Natürlich, Buzzfeed kennt hier jeder. „Und 9Gag ist auch super“, sagt Michael (14), der Junge in der ersten Reihe. Wieder Nicken. Unterhaltungsseiten der Millenials sind auch bei den 14- bis 15-Jährigen beliebt. Und sonst? Facebook, Snapchat und Youtube – überwiegend deutsche Comedy-Kanäle, die Lochis, Y-Titty „und PewDiePie“, ergänzt Lisa mit den aquamarin-gefärbten Haaren. „Die ganzen deutschen Youtuber sind nicht so meins.“
Was für viele Ü-20er nach Internet-Neuland klingt, muss man hier, in der 6. Klasse des Bundesrealgymnasiums Auf der Schmelz, niemandem erklären.

Denn dass im Internet nicht immer alles ist, wie es scheint, das haben auch sie begriffen. Nur was genau das heißt, da sind sich auch die 15-Jährigen, die uns wie selbstverständlich von ihren Snapchat-Stories und ihren Ausflügen auf der Spaßseite 9Gag erzählen, unsicher. „Bei der Tagespresse ist klar, dass das Spaß ist“, sagt Michael – gibt aber gleich zu, dass er sich nicht immer so sicher ist.
Was wir in den zwei Stunden an diesem Montagvormittag verhandeln, rückt unter dem Schlagwort „Medienkompetenz“ zusehends auf die politische Agenda. „FakeNews“ haben zum Sieg Donald Trumps beigetragen? Wir müssen die Medienkompetenz stärken. Die Filterblase auf Facebook? Wir müssen die Medienkompetenz stärken – als läge es an der „Generation Whatsapp“ alleine auf diese neuen Herausforderungen zu reagieren.
Aber es ist eben jene Gruppe, die schon allein aufgrund ihres Nutzungs- und Informationsverhaltens davon besonders betroffen ist. Österreichweite Studien dazu sind Mangelware – im vergangenen Jahr erhob eine Market-Umfrage unter 512 oberösterreichischen Jugendlichen zwischen elf und 18 Jahren, dass Facebook Fernsehen als wichtigstes Informationsmedium abgelöst hat. 47 Prozent informieren sich auf dem Sozialen Netzwerk, nur 38 Prozent sehen noch täglich fern. 77 Prozent besitzen ein Smartphone, 62 Prozent einen eigenen Computer oder Laptop.
Facebook bietet jedem Nutzer ein personalisiertes Nachrichtenmenü, ausgerichtet an den eigenen Interessen und Vorlieben – dementsprechend unterschiedlich fallen die Antworten aus, als wir die Schüler nach den für sie wichtigsten Nachrichten der vergangenen Wochen fragen. „Whatsapp seine Emojis verändert“, sagt Linda gleich. Wir können uns da nur verdutzt anschauen. Das haben auch wir, die viel in den Sozialen Medien unterwegs sind, nicht mitbekommen.
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